Wanderausrüstung oder: Wozu brauche ich das ganze Zeug? Ich kann auch so gehen...
Ich habe mein Wanderleben mit normaler Freizeitkleidung begonnen, also Jeans, T-Shirt und Freizeitjacke, dazu leichte Sportschuhe. Meine ersten Erfahrungen waren mangelnde Kondition, Atembeschwerden und Schweißausbrüche durch die ungewohnte körperliche Betätigung im Freien bei sommerlichem Wetter. Nun nach einigen Jahren hat sich eine umfangreiche Wanderausrüstung angesammelt und damit verbunden auch einige Erfahrung.
Schuhe
Das Wichtigste bei Wanderungen sind die Schuhe. Wie auch bei anderen Dingen gibt es keine universell verwendbaren Schuhe, die zu allen Jahreszeiten, für alle Strecken und alle Witterungen ideal sind. Will man erstmal nur ein paar Schuhe zum Ausprobieren des Wanderhobbys kaufen, dann würde ich halbhohe, über den Knöchel reichende Trekking/Hikingschuhe wählen. Damit ist man für 80% der Fälle schon gut ausgerüstet. Wenn man viel unterwegs ist unterliegen die Schuhe einem Verschleiß, so habe ich mittlerweile zehn Paar Trekkingschuhe verbraucht und aktuell (2021) drei Paar in Verwendung. Für Winterwanderungen in Eis und Schnee oder Bergtouren sind richtige Bergstiefel von Vorteil, zwar etwas schwerer aber dafür auch robuster und wirklich dicht. Ich marschiere seit Jahren mit Hanwag Alaska und bin sehr zufrieden. Da ich gelegentlich zum Umknicken neige, verwende ich keine Halbschuhe oder gar Sandalen für Wanderungen. Für die Schuhpflege der Lederschuhe verwende ich sowohl Snowseal als auch Schuhfett. Bei der Wahl der Schuhe sollte man bedenken: Bei jeden Schritt mit dem Schuh muss der Fuß das Gewicht heben. Und welche Wege werde ich wahrscheinlich gehen? Davon hängt der Aufbau, das Gewicht und das Abrollverhalten des gewählten Schuhs ab. Man kann aus der Schuhwahl eine eigene Wissenschaft machen oder einfach einen Schuh anziehen, der passt und keine Blasen verursacht. Zur Schuhgröße: Wenn man - so wie ich - eine orthopädische Schuheinlage trägt, dann sollte die Schuhgröße größer sein und inklusive der Einlage passen. Bei Normalfüßen ohne besonderer Einlage empfehle ich eine halbe Größennummer mehr, bei besonderen Einlagen eher eine ganze Nummer mehr (also europäische Größen, zum Beispiel 45 statt 44). Wie überhaupt man Wanderschuhe nachmittags probieren und kaufen sollte, wenn die Füße schon ein wenig belastet wurden und sich ausdehnten. Wanderschuhe im Internet ohne Probieren zu kaufen - selber schuld, außer man hat genau diesen Schuh schon einmal.
Socken
Hier sollte man nicht sparen, das Beste ist gerade gut genug. Ich verwende diverse Socken von Falke, mit und ohne Merinowollanteil. Zehen- und Fersenverstärkungen finde ich gut, sind aber kein Muss.
Hosen
Reißverschlüsse sind das Um und Auf der Wanderhosen, nicht nur für das Hosentürl oder die Beintaschen, sondern um die Hosenbeine abzippen zu können oder seitlich Öffnungen zur Kühlung aufmachen zu können. Das Material sollte strapazierfähig und etwas elastisch sein. Ich bevorzuge Hosen mit Beintaschen um Handy und Karten schnell bei der Hand zu haben. Nicht zu vergessen die Unterhosen: Ich bevorzuge nach tausenden Kilometern Teststrecken eine Boxershort und zwar eng anliegend. Dadurch reiben sich die empfindlichen Stellen auf den Oberschenkeln weniger.
Shirts
Als neudeutsch Base-layer kommen für mich nur mehr Leibchen aus Merinowolle in Frage, zwar teurer als normale Baumwoll- oder Mischgewebe, aber es trägt sich angenehmer wenn man transpiriert. Außerdem ist die Merinowolle geruchsneutralisierend, eine gute Eigenschaft bei mehrtägigen Wanderungen. Es gibt verschiedene Stärken die in g/m2 angegeben werden, meistens zwischen 150 und 250 g/m2.
Jacken
Bei Wanderungen kommt das Zwiebelprinzip zur Anwendung, das bedeutet mehrere Schichten Kleidung die man bei Bedarf aus- und anziehen kann. Ich habe diverse Fleecejacken als zweite Schicht über mein Merinoshirt, sie sind leicht und doch wärmend. Darüber kommt je nach Witterung die eigentliche Wanderjacke, die wind- und wasserdicht ist. Wenn es kalt ist, dann wird eine Hard-Shell-Jacke angezogen, also eine Jacke deren Oberfläche eher steifer und dichter ist. Bei wärmerer Witterung wähle ich eine dünnere Softshelljacke, eine aus 2-3 Layer (Schichten) bestehende Jacke, die winddicht, aber nur begrenzt wasserdicht ist – je nachdem wie lange die letzte Imprägnierung her ist. Auch hier sind die Lüftungsreißverschlüsse unter den Armen ein wesentliches Kaufkriterium für mich und natürlich eine angenähte und in der Größe verstellbare Kapuze.
Kopfbedeckung
Bei meinem geringen Haarwuchs braucht man Schutz auf seinem Allerwertesten, also auf dem Kopf. Multifunktionell ist ein Buff oder auch Bandana genannt, ich habe davon mehrere Farben und Stoffstärken. Aber auch ein Hut steht mir gut, da trage ich gerne einen leichten Stetson, mit umlaufenden Lüftungsnetz. Im Winter haben sich Hauben aus Fleecestoff bewährt, die auch die Ohren schützen.
Handschuhe
In der kalten Jahreszeit nehme ich auch gerne Handschuhe. Ich habe zwei Varianten, sehr leichte aus fleeceartigem Stoff und festere Handschuhe mit Lederverstärkungen.
Outdoor-Navi
Um nicht die Orientierung zu verlieren oder dauernd mit großen Landkarten in der Gegend herum zu laufen, verwende ich ein Outdoor-Navi von Garmin. Ich besitze zwar eine Original-Topo-Karte von Garmin aber ich verwende lieber eine open-source-Karte (Reit- und Wanderkarte), da sie wesentlich detaillierter ist. Ich bilde mir ein einen guten Orientierungssinn zu haben, aber trotzdem möchte ich mein Navi auf Wanderungen nicht mehr missen. Außerdem macht es Spaß zuhause am Computer die Touren zu planen, hier verwende ich Base-Camp von Garmin und auch gerne die Kompass-Österreichkarte.
Stöcke
Längenverstellbar und möglichst leicht, das sind für mich die Kriterien. Zusätzlich möchte ich auch eine eingebaute Dämpfung haben, da wird die Auswahl schon eng. Nachdem meine geliebten Leki-Stöcke mittlerweile vermutlich einen anderen Wanderer erfreuen (im Zug liegen gelassen), gehe ich nun mit Karbonstöcken Marke Karrimor. Die Stöcke sind dreigeteilt, aus Karbon gefertigt, damit sehr leicht und haben eine eingebaute Dämpfung.
Rucksack
Ein Deuter air 32 hat mich seit Jahren begleitet, wobei die Zahl 32 auf den Literinhalt, also die Rucksackgröße, hindeutet. Gut verarbeitet mit diversen Taschen und Fächern, für Tageswanderungen die richtige Größe. Für Mehrtageswanderungen habe ich einen 45L Rucksack und für kurze Wanderungen oder Radtouren im Sommer einen kleinen Radrucksack.
Gamaschen, Steigeisen, Schneeschuhe
Für den Winter gibt es noch zusätzliche Ausrüstung. Meine Deuter Gamaschen haben sich schon mehrfach bewährt, es ist wirklich unangenehm wenn man Schnee in die Schuhe bekommt. Für eisige Stellen habe ich Steigeisen von Salewa und für Touren im Schnee Schneeschuhe von Tubbs.
Fitnesstracker
Angefangen habe ich mit einer Polaruhr und Brustgurt für die Herzfrequenzmessung, dann kam ein Vivofit Band von Garmin, relativ günstig mit einer Batterie für ein Jahr bestückt. Nach einem Programmabsturz stieg ich auf einen Fitnesstracker von Fitbit um, die Surge. Mittlerweile verwende ich eine Ionic von Fitbit, eine Mischung aus Fitnesstracker und Smartwatch, wobei die Fitness eindeutig überwiegt. Farbdisplay, Herzmessung am Armgelenk über LEDs, GPS, Akku, Speicher für Musik, Verbindung mit Handy, diverse downloadbare Apps, Trainingsprogramme, Atemübungen,… Vor ein paar Jahren hat meine gesamte Unterhaltungselektronik nicht so viel gekonnt wie diese kleine „Uhr“. Mittlerweile nach Ladeporbleme des Akkus bin ich wieder auf einen günstigen Tracker von Fitbit umgestiegen.