Heute ist der Wetterbericht ideal - jetzt oder nie, auf zur Veitsch.
Erst vor einer Woche war ich hier und bin nicht auf diesen Berg rauf gekommen, siehe Bericht weiter unten auf dieser Seite über die Rotsohlalm. Dabei habe ich die Hohe Veitsch schon sehr lange auf meinem Wunschzettel. Heute fahre ich mit mehr Respekt und viel Zeit zu dieser Bodenerhebung. Ich habe bei meiner letzten Wanderung bemerkt, dass der Berg unnahbarer ist als ich dachte. Der vorige Woche von mir als Aufstieg ausgewählte "Teufelssteig" war aus der Nähe betrachtet wesentlich steiler als gedacht. Aber es gibt eine noch anspruchsvollere Aufstiegsvariante und die werde ich heute versuchen zu bewältigen: die Goaß-Steign. Wenn ich es nicht schaffe, dann kehre ich halt um - dachte ich in meiner Flachländer-Naivität. |
Start ist wieder bei der Brunnalm, diesmal marschiere ich nach Osten durch die schattigen Wälder, bevor es Richtung Weitzer-Hütte geht. Eine letzte Rast noch auf einer Bank, bei der ich zwei winzige Punkte am Hang oben sehe - das dürften Wanderer am Goaß-Steign sein.
Der Steig ist nicht markiert und Wegweiser habe ich auch keinen gesehen. Anfangs führt er durch die Latschen und dann weiter quer zum immer steiler werdenden Hang. Dann kommt die Schlüsselstelle, ein steiles felsiges Stück, das ohne Hände nicht zu schaffen ist. Bin ich hier überhaupt richtig? Soll das ein Weg sein oder bin ich falsch gegangen? Na ich probiere weiter zu kommen und klettere über diese Felsenpassage. Als ich wieder halbwegs stehen kann drehe ich mich um und blicke zurück. Mit einem Mal wird mir klar, es führt kein Weg zurück. Da wieder runter zu klettern schaffe ich nicht, ich kann nur mehr weiter gehen, was anderes bleibt mir gar nicht übrig. Das vereinfacht die Sache, ich MUSS hier weiter rauf, unbedingt, von wegen Höhenangst. Also steige ich weiter und bald sieht der Boden wieder so aus, als wäre hier ein Weg der weiter führt. Der Weg macht plötzlich eine scharfe Kehre und Dank dem schönen Wetter sehe ich auch sofort den Grund dafür: der Fels bricht hier fast senkrecht in die Tiefe. Bei Nebel möchte ich hier nicht gehen... Weiter geht es immer entlang des Abgrundes in kleinen Serpentinen hinauf. Mittlerweile hat der anfänglich angenehme Wind sich zu einem Sturm entwickelt und ich krame meine Jacke aus dem Rucksack hervor. Noch ein Stück und geschafft.... Ich bin am Plateau der Veitsch angekommen, dankeschön. |
Nach dem obligaten Gipfelfoto und einem tollen Rundblick auf die umgebende Bergwelt (von der ich schon erstaunlich viele Gipfel kenne und erkenne) gehe ich zum Graf Meran Haus und tue etwas gegen meine akute Unterhopfung. Zeit habe ich genug und da könnte ich doch versuchen diesen Teufelssteig runter zu gehen, oder nicht? Gedacht, getan, der Weg ist auch schön steil, hat aber keine Kletterpassagen drin wie der Goaß-Steig, daher problemlos für mich. Wieder vorbei an der Rotsohlalm wie vor ein paar Tagen und zurück zum Parkplatz auf der Brunnalm.
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Leider hatten heute die Wetterfrösche recht.
Sie sagten zu Tagesbeginn schönes Wetter an, das sich in der steirischen Gegend am frühen Nachtmittag eintrüben und zu starken Gewittern führen kann. Das nennen sie labile Luftmassen, für mich hat die Luft am Morgen gut ausgesehen und so fahre ich in die Steiermark nach Veitsch. Die Hohe Veitsch steht ja schon seit einiger Zeit auf meinem Wunschzettel, aber bisher wollte ich immer von Niederalpl auf den Berg rauf. Heute versuche ich mein Glück von der Südseite und parke mein Auto bei der Pflanzlhütte. Von hier aus mache ich mich auf den Weg - aber nicht direkt, sondern vorerst einmal zur Rotsohlalm. Mal sehen wie sich das Wetter heute entwickelt... |
Mein Weg führt mich über verschiedene Almen. Es ist Juni und die Rinder sind alle auf der Weide. Glücklicherweise sind alle mit dem Grasen beschäftigt und ich werde ignoriert. Ich gehe auf einem der Pilgerwege nach Mariazell, vermutlich der Weg, der von Graz nach Mariazell führt. So finde ich am Wegesrand einige Kreuze und Gedenkstätten.
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Während ich marschiere wird der Boden immer rötlicher. Ich verstehe nun, wie es zu dem Namen Rotsohlalm gekommen ist, der Kontrast von grünen Pflanzen und rotem Boden und Felsen bemerke sogar ich als Farbenblinder. Ich wandere an der Rotsohlalm vorbei und biege ab Richtung Meran-Haus und Hohe Veitsch. Leider wird das Wetter zusehends schlechter und nach kurzer Überlegung kehre ich um. Noch bei ein wenig Sonnenschein setze ich mich zur bewirtschafteten Almhütte und plaudere mit den sehr netten GastwirtInnen. Zurück wandere ich vorbei an der Schaller-Alm und dem Alpengasthof Scheikl zum Parkplatz.
Ich bin mir sicher: Ich werde wieder kommen - bei hoffentlich dauerhaftem schönen Wetter. |
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