1.Etappe nach St. Andrä Wördern Jänner 2014, 21,7km, 610hm
Schon seit geraumer Zeit habe ich mich für den Weitwanderweg 404 interessiert und seine Streckenführung auf diversen Landkarten studiert. Insgesamt ist der Weg 221km lang und führt durch den Wienerwald. Anfang Jänner ist unerwarteterweise herrliches Wanderwetter, ich mach mich daher auf den Weg. Start ist für mich in Nußdorf (der offizielle Start ist irgendwo in Grinzing). Ich marschiere am Stadtwanderweg 1 hinauf zum Kahlenberg und weiter zum Leopoldsberg. Dabei bietet sich eine herrliche Aussicht auf Wien und Umgebung.
Kahlenberg und Leopoldsberg
Nach einem Rundblick vom Leopoldsberg führt der reichlich matschige Weg auf der sonnenlosen Nordseite runter nach Klosterneuburg. Über den Kollersteig verläuft der Weg zum Zentrum. Beim Abstieg ist von Weitem schon durch die Bäume das Stift zu sehen.
Am Hauptplatz, vorbei bei den mittlerweile geschlossenen Adventständen, wandere ich weiter zum Stift Klosterneuburg. Viele Menschen sind heute hier unterwegs und der Parkplatz ist voll. Nun folgt ein eher langweiliger Teil des Weges, so schön die Altstadt und die Gebäude beim Stift sind, so fade ist der Marsch auf Straßen durch die "Vororte". Nach einer Steigung hat der örtliche Verschönerungsverein eine Bank mit tollem Ausblick aufgestellt, hier mache ich Mittagsrast.
Weiter geht es bei einem Rehab-Zentrum vorbei, am Rand von Hadersfeld, durch gatschige Waldwege. Die Tage sind sehr kurz, ich beende daher meine Wanderung und biege vom rechten Weg ab. Der Zug bringt mich vom Bahnhof in St. Andrä Wördern wieder zurück.
2. Etappe nach Rekawinkel Jänner 2014, 30,8km, 912hm
Am nächsten Sonntag marschiere ich frühmorgens durch St. Andrä Wördern in Richtung Hagenbachklamm. Das Wetter ist noch immer nicht winterlich, ein paar Plusgrade sorgen für tiefen Boden. Hie und da treffe ich Menschen, die gerade ihre Gratis-Sonntagszeitung holen. Ich grüße freundlich, werde aber nur ignoriert. So bin ich froh, als ich die unfreundliche Ortschaft hinter mir lasse und zum Eingang der Hagenbachklamm komme. Damit habe ich wieder den Original-404er-Weg erreicht und bin wieder am "rechten Weg".
Durch die Hagenbachklamm bin ich schon öfters gewandert, allerdings noch nie um diese Jahreszeit. Einsam gehe ich durch das Tal, kein Mensch kommt mir entgegen, nur das Plätschern des Wassers in der Klamm ist zu hören. Einatmen - ausatmen - Stille. So eine Wanderung im Winter hat durchaus ihren Reiz. Im Sommer schätze ich die Kühle der Klamm. Eigentlich ist Klamm übertrieben, die Hagenbachklamm ist eher ein Klämmchen, aber trotzdem niedlich.
Nach der Klamm führt der Weg durch Unterkirchbach und Hainbuch zur Leopold - Figl-Warte. Leider hat man von der Warte keinen Rundumblick, sondern kann nur nach Norden sehen. Aber immerhin, der Ausblick nach Tulln und Umgebung entlohnt manche Mühe der Wanderung.
Weiter führt der Weg nach Südwesten durch die leicht hügelige Landschaft. Zwischenzeitlich weiche ich auf eine asphaltierte Landstraße aus, denn der "richtige" Weg ist wieder einmal zu tief und morastig. Die Landschaft verleitet zur Meditation: Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter, dazwischen der Hundertste Hochsitz.
Ich glaube es gibt in Österreich mehr Jagdstände als Wild. Rechnet man auch die ganzen verfallenen Hochsitze dazu, dann hat bald jeder Österreicher seinen eigenen Jagdstand. Ich habe auf meinen Wanderungen schon Zigtausende gesehen. Weiter geht es über verschiedene Hügel wie Riederberg, Saubühel, Troppberg, Heinratsberg, hinterer Steinberg, kleiner Stiefelberg. Dabei führt der Weg durch immer gleiche Wälder:
Nun wandere ich schon die siebente Stunde, nur unterbrochen durch zwei kleine Rasten. Langsam merke ich eine gewisse Müdigkeit, aber ich nähere mich schon meinem heutigen Tagesziel Rekawinkel. Noch ein Hügel, der große Stiefelberg, und ich frage mich was der Name zu bedeuten hat. Würde ich im "Wilden Westen", also in Amerika wandern, dann wäre der Stiefelberg vermutlich ein alter Friedhof, ein boot-hill. Aber hier?
Ich aktiviere noch einmal die letzten Kraftreserven, wieder einmal muss ich einen Zug erreichen, der mich nach Hause bringt. Nach sieben Stunden habe ich die fast 31 Kilometer geschafft und komme noch rechtzeitig zum Bahnhof in Rekawinkel.