Der Oktober zeigt noch einmal was er kann und ich auch: Auf zur Rax. Nach einer ziemlich schlaflosen Nacht fahre ich noch vor Morgengrauen los und bin vor 8 Uhr (!?!) am Parkplatz Preiner Gscheid. Um die Klettersteige und die Hauptroute zu umgehen wende ich mich nach Westen und gehe den Reißtalersteig. Irgendwann überhole ich einen Wandersmann, der sich nur auf zwei Krücken fortbewegt und die beiden (gelähmten?) Beine nach schleift. Dazu muss ich erwähnen, der Reißtalersteig ist ein STEIG und keine Forststraße. Unglaublich. Gleich nach dieser Begegnung überholt mich ein anderer Wandersmann mit einem geschätzten Alter 75-80 Jahre und ungefähr der doppelten Geschwindigkeit. Ich schaue auf meine Pulsuhr und habe 150 Puls, knapp vor dem nächsten Infarkt und der Typ schwitzt nicht einmal. Er sagt: „Danke für das Vorbei lassen. Du bist viel jünger und größer und stärker als ich und überholst mich eh bald wieder...“ Ich habe ihn an diesem Tag nicht mehr gesehen.
Überhaupt ist das heute ein Tag, der mich Demut lehren will.
Ich komme zur Karreralm und mache eine kleine Pause. Der Weg weiter heißt Altenbergsteig und ist das alpinste Stück das ich heuer gegangen bin: steil, felsig, rutschig,... Alle Menschen die ich getroffen habe und noch viele Andere mehr überholen mich auf diesem Steig. Es kommen auch einige Männer mit Riesenrucksäcken daher, wie ich später bemerke sind das verpackte Gleitschirme. Ich habe u n e n d l i c h für diesen Steig gebraucht und ich wäre manchmal am liebsten umgekehrt. Aber das Wetter war ideal und die Aussicht überdrübersupermegageil und jünger werde ich nimmer und wenn nicht jetzt wann dann und nur noch ein kleines Stückchen und Indianer kennen keinen Schmerz und schei? dich nicht an und gib ihm und bist ein Mann oder ein Lulu und... dann war ich oben.
Ich habe dann mal Brotzeit gemacht, denn diesmal hatte ich alles mitgenommen: Olivenbrot, Thunfischaufstrich, Himbeergeist - was man halt so braucht :-) Dann noch das letzte Stück zur Heukuppe (2007m) rauf und geschafft. Da habe ich auch alle Leute getroffen die mich vor Stunden überholt haben. Den Abstieg machte ich über das Karl-Ludwig-Haus und dem Schlangensteig, vorbei am Waxriegelhaus, zurück zum Preiner Gscheid und der Edelweiß-Hütte.