Heute bin ich am Weg nach Oberösterreich, denn hier im Westen (von Wien aus gesehen) soll angeblich das schönste Wetter auf den Bergen sein. Die Meterologen bezeichnen das als "Traumwanderwetter" und ich hoffe sie haben diesmal recht. Während der über zweieinhalb Stunden langen Autoanfahrt befinde ich mich nur im Nebel. Kein normaler Mensch würde ohne der Wetterwahrsagerei auf die Idee kommen, heute wandern zu gehen.
Ich fahre nach Grünau im Almtal, ein Ort in einem benachbarten Tal von Gmunden und dem Traunsee. Auch dieses Tal hat einen See, den Almsee, doch davon später. Ich fahre auf einer Mautstraße den Berg hoch zum Hochberghaus, auf 1132m Höhe. Da kann ich ordentlich Kondition sparen für den weiteren Aufstieg. |
Auf zirka 1000 Meter Höhe komme ich endlich aus dem Nebel heraus und tatsächlich - Sonnenschein und klare Sicht!
Ich packe meine sieben Sachen, wechsle auf die Bergwanderschuhe und los geht es. Mein Ziel heute ist der Kasberg, doch leider werde ich ihn nicht bezwingen, aber das weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Es ist Samstag und diese Gegend dürfte sehr beliebt sein. Ich treffe wirklich viele Menschen auf meiner Tour, einzelne Wanderer, so wie ich heute, bis zu großen Wandergruppen. Beim Aufstieg hat man mehrfach die Wahl, auf Forststraßen oder auf Waldwegen zu gehen, mir sind die Wege lieber für den Aufstieg. Wie schon im Tal überall zu lesen, dürfte es sich hier um eine Schigegend handeln. Unzählige Lifte verzieren die Landschaft und die Forststraßen sind mit Fangzäunen gesichert. Zwischen den Schiabfahrten und den Lawinensicherungen gibt es sogar gelegentlich Wald. Nach einigen Höhenmetern riecht es schon a bissl nach der Huber Hütte - zumindest behauptet das eine Wegmarkierung. Im Aufstieg gehe ich erstmal daran vorbei, habe mir die Hütte aber für den Abstieg schon geistig vorgemerkt. |
Weiter wandere ich aufwärts zur obersten Liftstation. Hier biegt der Weg nach Osten ab. Ich finde wieder die Markierung, die ich vorübergehend verloren habe. Tja und dann komme ich zu einer Stelle des Weges, die mich verunsichert und verblüfft. Bisher war der Weg eher gemütlich und problemlos, aber was ist das? Ein Stück Felsen, zwar oben quer mit einem Seil gesichert, aber nichts für mich. Es kommt mir ein Wanderer entgegen, der diese Stelle ganz problemlos absteigt. Ich frage ihn, ob es noch mehr solche Stellen gibt und er antwortet, ja drei Stück.
Das war es, ich drehe um. Rauf würde ich ja vielleicht kommen, aber ich muss die gleiche Strecke wieder zurück. Runter komme ich da wahrscheinlich nicht mehr, da spielt meine Höhenangst nicht mit. |
Was nun?
So weit gefahren und kein Gipfelerlebnis? Das geht gar nicht! Dann nehme ich halt den nächsten Hügel hier, das Spitzplaneck. Zwar etwas niedriger als der Kasberg, dafür aber für meine Verhältnisse machbar. Ein wenig Aufstieg und ich stehe am Gipfel. Etwas darunter und auf einem steilen Felsen vorgelagert befindet sich ein Gipfelkreuz. Nun will ich es wissen, wie stark die Höhenangst ist. Ich lasse meinen Rücksack und die Stöcke zurück und gehe zum Drahtkreuz - geschafft. |